In meinem letzten Blogartikel “Rasende Wut im Daily Business” habe ich darüber geschrieben, wie Wut uns im Alltag blockieren kann und wieso du sie auf keinen Fall ignorieren oder herunterschlucken solltest. Doch Wut kann durchaus positiv sein.
In diesem Artikel erfährst du, wie du deine Wut loswerden und sogar aktiv nutzen kannst.
Es war einmal im Jahr 2014. Ich saß im ICE auf dem Weg von München nach Mannheim, als sich eine Frau neben mich setzte.
Sie war etwa 50 Jahre alt, sympathisch, gepflegt und lächelte. Wir kamen ins Gespräch.
“Hallo, ich bin Julia. Wie heißen Sie?” fragte ich. “Karin!” antwortete sie. “Wohin reisen Sie?” “Nach Hamburg! Wieder zurück zur Familie!” erzählte sie. “Sie sind beruflich in München gewesen?” “Ja, das kenne ich. Wie haben Sie Ihren Weg gefunden?” fragte ich weiter. Und dann erzählte sie mir diese wundervolle Geschichte:
Karin war angestellt und arbeitete als Bürokauffrau in einem mittelständischen Unternehmen. Sie mochte ihren Job, hatte nette Kollegen und ein gutes Umfeld. Doch dann wurden ihre Eltern schwer krank. Sie mussten stärker zuhause betreut werden, und Karin hatte alle Mühe damit. Morgens, mittags und abends wurde sie gebraucht. Das war schwer mit dem Job und ihrer eigenen Familie vereinbar. Sie machte sich über Unterstützung schlau und stieß dabei regelmäßig an ihre Grenzen. Ihre Fragen wurden oft nicht ausreichend beantwortet. “Gibt es Lösungen, die mir helfen, meinen Eltern aus der Ferne besser zu helfen? Gibt es Möglichkeiten, eine Art Smart Home für Pflegebedürftige einzurichten?” fragte sie sich. Damals kamen viele Lösungen erst auf den Markt, und sie stand regelmäßig vor dem Problem, dass keiner ihrer Ansprechpartner so richtig Bescheid wusste, wie man die Marktlösungen für ihre Anforderungen am besten zusammenbringt.
Dann änderte sich etwas in Karins Empfinden.
Sie fühlte sich nicht mehr nur traurig, überfordert und kraftlos. Ein neues Gefühl gesellte sich dazu – stärker als alle anderen: Wut. Aus dieser Wut schöpfte sie neue Kraft und Antrieb. Sie wollte sich nicht mit der Ist-Situation zufriedengeben. Sie suchte nach Lösungen und wusste tief in sich, dass es möglich war. Sie entwickelte einen beeindruckenden Ehrgeiz aus dieser Wut heraus, der ihr half, ein auf die Bedürfnisse ihrer Eltern abgestimmtes Konzept für ein Smart Home zu entwickeln und umzusetzen.
Bald wurden Freunde und Bekannte auf sie aufmerksam. Schnell hatte sie Anfragen, ob sie ihnen nicht auch helfen könne. Bis sie eines Tages ihre eigene Firma gründete, die sie nun schon seit 3 Jahren erfolgreich führt.
Was wie ein Hollywoodfilm klingt, saß mir damals ganz real gegenüber.
Diese Frau hat mich nachhaltig inspiriert. Noch heute erinnere ich mich genau an diese Begegnung. Lange war mir nicht klar, warum. Denn abgesehen von dieser beeindruckenden, wunderbaren Geschichte war da noch etwas anderes: die Art und Weise, wie es dazu kam.
Als Coach begleite ich oft Menschen in Zeiten der Orientierungssuche.
Häufig fragen sich meine Coachees: “War das wirklich schon alles?” und “Was motiviert mich wirklich?”
Vielleicht kennst Du sie auch? Diese diese quälende Frage nach der inneren Motivation. Was motiviert mich? Wofür will ich mich einsetzen? Ich kenne diese Suche nur zu gut. Doch ich habe festgestellt, dass es eine Frage gibt, die wir viel leichter beantworten können: “Was macht mich wirklich wütend?” und “Was könnte ich selbst dagegen tun?”
Wer seiner Wut Aufmerksamkeit schenkt und bewusst Handlungen ableitet, wird sich richtig gut damit fühlen. Man kann freudvoll sagen „das hat mich wütend gemacht!“.
Viele Innovatoren haben sich nicht mit dem Status quo abgefunden und waren wütend darüber, dass es nicht auch anders geht – genau wie Karin. Sie haben nach besseren Lösungen gesucht.
Die Kunst liegt darin Wut nicht blind auszuleben, sondern sie reflektiert und besonnen anzunehmen. Orientierung und Innovation können, wie Karins Beispiel zeigt, daraus entstehen.
Das gelingt Dir nicht? Du schaffst es einfach nicht deine Wut in positive Energie umzuwandeln? Du stehst Dir meist einfach selbst im Weg?
Sprich mit einem Emotionscoach – vielleicht sogar mit mir. Es hilft Emotionen zu regulieren und den Blick für Möglichkeiten und Handlungsspielräume wieder zu finden. Coaching hilft ganz gezielt über einen professionellen Prozess, in einem vertraulichen, geschützten Umfeld.
Du willst mehr erfahren? Vernetze Dich mit mir über LinkedIN, schau Dich hier auf meiner Homepage um oder nimm direkt Kontakt zu mir auf.