Konflikte am Arbeitsplatz sind unvermeidlich, besonders wenn es um wichtige strategische Entscheidungen geht. In solchen Situationen spielen Emotionen eine zentrale Rolle, die sowohl den Entscheidungsprozess als auch die Teamdynamik beeinflussen können. Als Führungskraft ist es entscheidend seine eigenen Emotionen unter Kontrolle zu haben aber auch die Emotionen in hitzigen Diskussionen managen zu können, um das Team auf Kurs zu halten.
Es war einmal
Als ich 26 und in meiner ersten Führungsrolle war geriet ich einmal in einen solchen Konflikt mit einem 63-jährigen Produktionsleiter kurz vor der Rente. Wie ihr Euch vorstellen könnt, prallten dabei über den fachlichen Konflikt hinaus auch einige grundsätzliche Ansichten aufeinander. Das sorgte für zusätzliche Emotionalität.
Warum Emotionen in Konflikten so schwierig sind
Emotionen sind mächtig. Sie beeinflussen, wie wir Entscheidungen treffen, wie wir miteinander kommunizieren und wie wir letztlich als Team agieren. Wenn wir uns in einer Konfliktsituation befinden, ist es schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wir wollen unsere Standpunkte verteidigen, uns Gehör verschaffen und das Beste in der jeweiligen Situation herausholen. Doch oft führt genau dieser emotionale Druck dazu, dass die Zusammenarbeit leidet und strategische Entscheidungen in Gefahr geraten.
Mein Herz schlug wie wild und die Wut brodelte in mir
In meinem Beispiel wollte der Produktionsleiter sich nicht an den innovativen Bauplan eines innovativen Wasseraufbereitungsverfahrens halten. Seine Wahrnehmung sagte ihm, die junge Frau hat keine Ahnung. Auf der anderen Seite hatte natürlich auch ich Wut und Ärger im Bauch, weil ich in diesem Moment von ihm nicht akzeptiert wurde. Die Situation eskalierte als er meine Anweisungen missachtete und wir uns dann vor versammelter Mannschaft anschrien und uns einen filmreifen Schlagabtausch lieferten. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass ich als Sieger aus dem Duell hervorging aber unterm Strich wurde meine Anweisung danach befolgt. Doch natürlich fühlte ich mich erst einmal schlecht, denn dieser Konflikt war für mich höchst unangenehm.
In solchen Situationen gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren. Heute würde mir das sicher viel besser gelingen als damals. Mit Sicherheit käme ich um das Schreien herum. Ich habe gelernt solche Situationen frühzeitig zu erkennen, ihnen vorzubeugen, sie im Fall des Falles professionell zu begleiten und selbst in der Ruhe zu bleiben. Du hast auch ein Thema mit Konflikten und wünscht Dir Hilfestellung?
Diese 5 Tipps helfen Dir, Emotionen in Konfliktsituationen besser zu handhaben.
1. Ruhe bewahren: Der Blick auf die eigene Emotionalität
Wenn die Spannung steigt, ist es leicht, von den eigenen Emotionen überwältigt zu werden. Überlege mal: Erkennst Du in bestimmten Situation das innere brodeln und aufkochen der eignen Emotionen? Eine einfache, aber effektive Methode, um Ruhe zu bewahren, ist in solchen Situationen die Konzentration auf Deinen Atem.
Atme tief ein und aus, und zähle dabei Deine Atemzüge. Versuche dabei länger aus als einzuatmen. Dies hilft, den Geist zu beruhigen, Stress abzubauen und die eigenen Reaktionen besser zu kontrollieren.
2. Zuhören: Wirklich zuhören
In Konfliktsituationen ist aktives Zuhören von unschätzbarem Wert. Lass dein Gegenüber ausreden, höre aufmerksam zu und versuche, dessen Perspektive vollständig zu verstehen, auch wenn du denkst, dass du das schon überlegt hast oder die Blickrichtung schon längst kennst. Indem du Fragen stellst und das Gehörte zusammenfasst, zeigst du Respekt und Wertschätzung, was oft dazu führt, dass Spannungen abnehmen und Missverständnisse geklärt werden.
In meinem Beispiel wäre dieses Vorgehen goldwert gewesen. Denn ich hätte durch aktiveres Zuhören vermeiden können, dass sich mein Gegenüber übergangen und ungehört fühlt. Auch als Coach begegne ich diesem Phänomen oft. In hitzigen Diskussionen, insbesondere bei strategischen Entscheidungen, fehlen häufig Denkpausen, Rückfragen und gegenseitige Wertschätzung, was uns leicht emotional werden lässt.
3. De-Emotionalisieren: Sprechen Sie an, was Sie wahrnehmen
Offene Kommunikation ist der Schlüssel in Konflikten. Teilen Sie Ihre Wahrnehmungen mit: „Ich habe den Eindruck, dass du gerade sehr emotional bist – stimmt das?“ Diese Art des Spiegelns hilft dabei, Missverständnisse zu klären und das Gespräch auf eine sachlichere Ebene zu bringen. Es schafft auch die Grundlage für ehrliche und konstruktive Diskussionen.
ACHTUNG: Bei diesem Tipp ist gutes Timing wichtig. Ist die Situation bereits emotional aufgeladen, kann eine Rückfrage zur Emotionalität unter Umständen auch zur absoluten Eskalation führen. Aber auch die kann enorm reinigend und wichtig sein. Desto besser es ihnen selbst gelingt hier emotionalen Abstand zu bewahren, desto besser werden sie die Situation begleiten können.
4. Das große Ganze im Blick behalten
Inmitten eines Konflikts kann es leicht passieren, dass man das gemeinsame Ziel aus den Augen verliert. Als Führungskraft können Sie, das Team immer wieder an das übergeordnete Ziel erinnern. Indem Sie den Fokus auf das große Ganze lenken, können Sie helfen, Differenzen zu überwinden und das Team wieder in eine konstruktive Richtung zu führen.
5. Klarheit schaffen: Entscheidungen und Verantwortung transparent machen
In Konfliktsituationen können Unklarheiten über Entscheidungen und Verantwortlichkeiten die Spannungen weiter verstärken. Stellen Sie sicher, dass alle Beteiligten genau wissen, wer für welche Aufgaben verantwortlich ist und wie Entscheidungen getroffen werden. Transparenz sorgt dafür, dass sich niemand übergangen oder missverstanden fühlt, und trägt dazu bei, Konflikte schneller zu lösen.
Fazit
Das effektive Management von Emotionen in Konfliktsituationen stellt eine wesentliche Herausforderung dar, doch mit geeigneten Techniken kannst Du nicht nur Eskalationen verhindern, sondern Konflikte auch produktiv nutzen. Durch das Bewahren von Ruhe, aktives Zuhören, Spiegeln der eigenen Wahrnehmung, das Bewusstsein für das Gesamtbild und das Schaffen von Klarheit legst Du den Grundstein für eine konstruktive Zusammenarbeit und fundiertere Entscheidungen.
Emotionen am Arbeitsplatz intensivieren sich aufgrund starker Veränderungen, hoher Unsicherheit, wirtschaftlicher Krisen und häufiger Personalwechsel. Aus meiner Erfahrung ist es nicht zielführend, stets auf Ruhe und Harmonie zu setzen. Die Führungsaufgabe umfasst mehr als die Vermeidung von Konflikten: Konflikte sind essenziell, denn Emotionen können hervorragende Leistungen fördern und uns dazu motivieren, über das Gewöhnliche hinauszuwachsen. Emotionsmanagement ist daher eine immer wichtiger werdende Kompetenz exzellenter Führungskräfte.
Dir fällt es schwer Ruhe zu bewahren oder Emotionen in solchen Situationen zu managen?
An diesem Punkt kann Coaching einen echten Unterschied machen. Als Business Coach helfe ich Dir, einen Schritt zurückzutreten, eigene Emotionen zu reflektieren und neue Wege im Umgang mit Konflikten zu finden. Coaching unterstützt auch direkt im Team durch Mediation den Konflikt gemeinsam zu meistern. Damit wird nicht nur ein besseres Arbeitsklima erreicht, sondern auch dafür gesorgt, dass Entscheidungen auf einer soliden, durchdachten Basis stehen.